Ausgewählte Artikel aus der Mitgliederzeitschrift "FORUM" vermitteln die Philosophie der Deutschen HörbehindertenSelbsthilfe e.V. sicher am besten.
Die Themen reichen vom Leben mit der Schwerhörigkeit und ihren Folgen über Tipps zur Kommunikationstaktik oder Aktivitäten von Selbsthilfegruppen bis hin zu Erlebnisberichten aus Rehas und vielen weiteren Themen.
Viel Spaß beim Stöbern!
Neues Hören erfahren
Forum 61/ Sommer 2024: Neues Hören erfahren
Beitrag von Michael Gerber
Menschen mit Höreinschränkungen, insbesondere Schwerhörige und im Laufe ihres Lebens Ertaubte, sind im Alltagsleben großen Herausforderungen ausgesetzt. Denn selbst mit den besten Hörhilfen werden sich Betroffene im Austausch mit ihren Mitmenschen niemals störungsfrei verständigen können. Das liegt im Wesentlichen daran, dass sämtliche Hörhilfen ein gesundes natürliches Hörvermögen bislang weder vollständig ersetzen noch ausgleichen können.
Konkret geht es bei Hörhilfen darum, die gestörte natürliche Schallweiterleitung bei Betroffenen über das Ohr prothetisch mittels elektrophysiologischer Stimulation der Hörnerven zu überbrücken. Ziel ist es, möglichst wieder ein annähernd normales Hören und Sprachverstehen bewirken zu können. Dabei kann man leider nicht mit einer linearen Schallverstärkung arbeiten. Vielmehr müssen über Hörgeräte wie über Cochlea-Implantate weggefallene Tonspektren und Frequenzen immer individuell an den jeweiligen Hörschaden Betroffener angepasst werden. Das gelingt umso besser, je geringer der zeitliche Abstand zwischen dem Eintreten einer Hörstörung und der Notwendigkeit zum Tragen einer Hörhilfe ist.
Mit den individuellen Hörverstärkungsstrategien reaktiviert sich beim neu erfahrenen Hören zwangsläufig die Hörschwelle der Trägerinnen und Träger von Hörhilfen, also die Schmerzgrenze für Schallereignisse, die dann jeweils als höchst unangenehm empfunden werden. Wird diese Schallempfindlichkeitsgrenze überschritten, gibt es nämlich Momente, die akustisch schwer auszuhalten und höchst Hörnerv tötend sind.
Paradoxerweise gilt das weniger für überlaute, punktuell auftretende Geräuschkulissen oder Dauerlärm, wie z. B. Straßen- bzw. Schienenverkehr, Fluglärm, Baulärm, laute Arbeitsgeräte u. a. m. Hier sind die Hörhilfen nämlich generell so programmiert, dass sie den Störschall aus Gründen des Gesundheitsschutzes immer automatisch auf ein erträgliches Maß abregeln.
Was trübt aber das Hören mit den modernen Hörhilfen?? Es sind vor allem gewöhnliche alltägliche Geräuschkulissen, die Menschen mit einem gesunden Gehör intuitiv weniger bewusst wahrnehmen, die sie überhören oder gar ausblenden können.
Durch eine regressive, bis an Taubheit grenzende Hörschädigung bin ich seit früher Kindheit Träger diverser Hörgeräte und habe eine harte Tour des Schwerhörens durchlaufen. Das Schul- und Berufsleben, umgeben von nur wenig verständnisvollen guthörenden Mitmenschen, war nicht immer einfach. Es war aber lehr- und erfahrungsreich, sodass ich es mit meinen Hörhilfen und notwendigem Lebenswillen gut händeln und meistern konnte.
Sehr geholfen hat mir dabei ein vor mehr als 10 Jahren implantiertes Cochlea-Implantat (CI). Mein Gehör hatte sich derart verschlechtert, dass ich linksseitig nicht mehr mit Hörgeräten ausreichend versorgt werden konnte und meine weitere Berufstätigkeit infrage gestellt war. Mit meinem CI höre ich seitdem sogar besser als mit Hörgeräten und möchte es nicht mehr missen. Das Hörspektrum erlebe ich kraftvoller und intensiver. Unterhaltungen mit anderen Menschen sind wesentlich entspannter als vordem. Ich kann mit CI wieder unverkrampft fernsehen und telefonieren, direkt, induktiv wie auch per Bluetooth. Ein besonderes Erleben aber ist für mich das neue Hören von Musik in bisher nie gekannter Tonqualität und Klangfülle sowie die Reaktivierung des Autoradios für Nachrichten und Musikuntermalung.
Aber auch für mich als CI-Träger gibt es immer wieder Geräuschkulissen, die meinen Hörgenuss merklich trüben. Am schlimmsten ist das speziell in räumlich begrenzter Umgebung, etwa beim Bahnfahren, in Wartezonen oder in Cafés. Da raschelt es um mich herum, dass es kaum auszuhalten ist. Mitmenschen holen ihre Zeitungen hervor, schlagen sie auf oder um oder falten diese hin und her. Und je nach Größe der Lektüre oder der Intensität des Herumblätterns dauert diese unangenehme Geräuschberieselung lang und länger. Ähnlich nervig ist es, wenn Menschen um mich herum anfangen, ihr „Essen to Go“ zu verspeisen oder sich an Chipstüten, Müsliriegel, Snacks und Schokoladenpapier abarbeiten, noch dazu nach dem Genuss aus reiner Langeweile … Das nervt ungemein!!
Dabei sollte ich mich doch freuen, mit meinem CI endlich wieder akustischen Alltag erleben zu können. Nein, kann ich nicht! Denn schlimmer als das nervige Rascheln um mich herum ist, dass deren Verursacher meist mit Ohrstöpseln behaftet sind und per Bluetooth eigensinnig ihren individuellen Hörgenüssen frönen. Der Clou ist, dass ich das sogar oft mithören kann bzw. muss. Ansprechen ist offenkundig weder erwünscht noch ratsam, man weiß ja nie …
Was rege ich mich überhaupt auf? Ich könnte mich doch ebenfalls im öffentlichen Raum per Bluetooth mit Musik oder Hörbüchern akustisch entspannen. Das hätte sogar den Charme, dass meine Umgebung nicht mithören muss, weil mein CI ja eine Direktanbindung an Hörnerven hat. Wegen Kompatibilitätsproblemen mit einigen Android-Handys muss zum vollen Hörgenuss hier neben dem CI im Induktiv-Modus aber ein Bluetooth-Adapter zwischengeschaltet werden. Gerade diese induktive Handhabung von Hörimplantaten und Hörgeräten ist jedoch sehr anfällig für die vielen elektromagnetischen Felder im öffentlichen Raum, wie z.B. bei Eingangsschranken in Kaufhäusern, bei der Flugsicherung, im Auto und vor allen im ÖPNV. Ein entspanntes Zuhören ist dann leider nicht mehr möglich, weil sämtliche Höreindrücke von einem ständigen, nervtötenden Brummen überlagert werden!
In solchen Momenten wird mir einmal mehr bewusst, dass man auch mit Hörhilfen an der vollen und uneingeschränkten Wahrnehmung von akustischen Genüssen gehindert ist. Gleichwohl bin ich froh, mit meinem CI wieder wesentlich besser hören und ansonsten am alltäglichen Leben teilhaben zu können. Im Gegensatz zu Menschen mit Ohrstöpseln brauche ich auch nicht mehr zu fürchten, in Gefahrsituationen wichtige Signale zu überhören. Ferner bleibt mir der Trumpf, bei lästigen Umweltgeräuschen einfach meine Hörhilfen auszuschalten und mir in bekannt höreingeschränkter Stille gebotene Entspannung zu gönnen.
Jubiläum FORUM: Wie alles begann
Forum 60, Herbst/Winter 2023: Wie alles begann
Von Erika Classen
Die 60. Ausgabe des FORUM liegt vor uns! Das ist schon ein Grund, sich an die Anfänge zu erinnern, die teilweise sehr abenteuerlich waren! Da diese Anfänge auch mit mir zu tun haben, schreibe ich gern einen kleinen Rückblick:
Ende 1989 sah ich zufällig im TV eine Sendung, von der ich noch nie gehört hatte: Sehen statt Hören. Da wurde über einen DSB-Kongress berichtet. Wenn mich nicht alles täuscht, war es das jährliche Treffen. Näheres ist mir nicht mehr in Erinnerung. Ich sah viele Menschen jeden Alters, die lustig und vergnügt da rumwieselten. Ich konnte das nicht verstehen. Die Menschen da waren alle mehr oder weniger schwerhörig oder gar taub! Wie konnte man da so lustig sein?? Mit meiner an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit und im Alter von 40 Jahren war ich gut verpackt in meinem Panzer der Abschottung und saß eher daheim zwischen meinen Büchern, und mit der Katz auf dem Schoß. Normales gesellschaftliches Leben gab es bei mir nicht mehr. Vom Berufsalltag abgesehen, hatte ich kaum Kontakt zur hörenden Welt.
Immerhin hat die Energie (und Neugier) gereicht, die eingeblendete Adresse abzuschreiben und beim DSB ein Vereinsheft anzufordern. Das kam denn auch. Damals noch nicht sehr umfangreich und im A-5-Format. Unter anderem sah ich eine Anzeige aus Rendsburg. Hier wurde für die 4-wöchige soziale Reha daselbst geworben. Mir sagte das alles nix, hatte aber gerade etwas Frust am Arbeitsplatz und der Norden unseres Landes war mir eher unbekannt. Also beantragte ich das bei der Rentenversicherung. Das war vielleicht im Oktober. Und im Januar fuhr ich bereits nach Rendsburg! Was ich dort erlebte, hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Ich bezeichne das immer noch als meine Wiedergeburt. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
ARGE und BFRH
Die Hauswirtschafterin in Rendsburg war damals Käthe Rathke, die vielen von Euch noch bekannt sein dürfte. Und in meiner Reha-Gruppe war auch Christian Hartmann. Olaf Biemann war damals auch schon im Reha-Zentrum zugange und ich bekam am Rande mit, dass diese drei sich öfter über die Selbsthilfe usw. austauschten. Nachdem mein selbstgestrickter Panzer schon einige Löcher bekommen hatte, ich langsam kapierte, wie sehr uns Hörbehinderten Hilfe und Unterstützung fehlte, interessierte mich das sehr. Wie sich herausstellte, war Käthe die Leiterin der „Arbeitsgemeinschaft der Hörgeschädigten-Selbsthilfegruppen im DSB“ (ARGE). Christian war aktiv im BFRH (Bundesverband zur Förderung von Rehabilitation, Selbsthilfegruppen und Nachsorge Hörgeschädigter, Rendsburg). Aus beiden Vereinen wurde dann später die DHS. Aber auch das ist eine andere Geschichte.
Es ergab sich, dass ich von den Aktiven gern aufgenommen wurde in die Gemeinschaft und in den Vorstand der ARGE. Ich gehörte damals zu den vom Rendsburger Geist beseelten, und war von diesem mit starkem Sendungsbewusstsein geimpft. Das heißt, mir lag sehr am Herzen das, was ich in Rendsburg gelernt hatte, an andere Betroffene weiterzugeben. Ich wollte andere Hörbehinderte davor bewahren, so wie ich im Keller zu verschwinden. Ich wollte ihnen zeigen, dass man auch mit einer mehr oder weniger starken Schwerhörigkeit ein schönes und erfülltes Leben haben kann! Hier muss man immer auch im Hinterkopf behalten: Internet und so Zeugs gab es damals noch nicht. Für uns war das Fax als Kommunikationshilfe schon das Höchste! Computer gab es natürlich schon und Christian versuchte immer wieder, uns dafür zu begeistern. Leider konnten wir ihm da nicht so folgen und glaubten nicht so recht an die Zukunft dieser Technik. Und es ging da auch erst mal nur um die Kommunikation über Mails. Ein www mit Zugriff auf das Wissen der Welt war damals noch kein Thema. Das war die Zeit, in welcher ein Telefon noch per Schnur an der Wand hing und wir nicht beim Wandern in den Alpen von wem auch immer angerufen werden konnten. Schwer vorstellbar für die heutigen jungen Leute!
Das Reha-Zentrum verschickte damals jährlich ein Info-Schreiben mit Neuigkeiten aus dem Reha-Zentrum, und was immer für uns Schlappohren so interessant war. Ich lernte diese Info während der Reha im Januar 1990 kennen und fand das schön. Es gab mir ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die Gemeinschaft der Hörbehinderten war ganz schnell meine Heimat geworden, in der ich wieder aufblühte. Auch die Arbeit bei der ARGE machte viel Spaß.
Ende 1990 bekam ich dann aus Rendsburg das nächste Info-Blatt. Darin wurde mitgeteilt, dass es leider zum letzten Mal kommt. Der Kreis der Rehabilitanden wird immer größer und das Reha-Zentrum musste mit seinem Geld haushalten. In dieser letzten Mitteilung stand u. a., dass zwei, die sich in der Reha in Rendsburg kennengelernt hatten, geheiratet haben und jetzt in Flensburg leben. Damals kannte ich die beiden noch nicht persönlich, fand diese Nachricht aber einfach schön und war traurig, dass solche Infos nie wiederkommen sollten.
Dann mach doch mal
Bei der nächsten gemeinsamen Vorstandssitzung mit ARGE und BFRH sprach ich das an und meinte, ob wir denn nicht für uns auch so eine Info rausgeben könnten. Es sollten Beiträge von den immer mehr werdenden Selbsthilfegruppen werden, die sich uns verbunden fühlten, und so auch das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Andere Infos, die für uns Hörbehinderte wichtig waren, sollten in diese Info ebenfalls rein. Und da wir auch immer mehr Seminarangebote planten, wäre das die Plattform, um Themen und Termine unter die Leute zu bringen. Die Teilnehmer der Runde fanden das alle nicht schlecht und ich war dann so naiv zu fragen, wer das denn dann machen wird. Norbert Merschieve, er war damals glaub ich Vorsitzender des BFRH, schaute mich an und meinte: Na dann mach doch mal!
Tja, da hatte ich das dann am Hals. Wir überlegten uns den Namen und fanden FORUM nicht schlecht. Auch wenn es schon das Tinnitus-Forum gab, sahen wir da keine Probleme. Und dann ging es los. Ich war Redakteurin, Druckformherstellerin und Schriftsetzerin in einem und erstellte das erste Heft, bestehend aus 2 A-4-Blättern zu A-5-Format gefaltet in meinem Kämmerchen. Damals hatte ich zwar schon einen PC. Aber im Zusammenhang mit der Arbeit an demselben war ich schon damals irgendwie immer hintendran (hat sich nicht geändert!). Ich klebte Bildchen in ausgedruckte Texte, schnitt und verschob und produzierte jede Menge Papiermüll, bis das Heft dann fertig war. Und dann kopierte und verschickte ich.
Ein wenig mühsam war es, unsere Mitglieder dazu zu bringen, auch mal Beiträge einzusenden. Vielfach wurde gesagt, man könne nicht so gut schreiben usw. Ist vermutlich immer noch so ähnlich! Trotzdem kamen genug Beiträge zusammen. Wir berichteten aus der Selbsthilfe über die Selbsthilfe und das kam gut an. Unsere mehr werdenden Seminarangebote konnten wir als DHS, die wir bald wurden, auch besser verbreiten.
Und das Heft wurde nach und nach immer dicker. Und professioneller! Zum Glück erklärte sich dann Margret Metz bereit, die Herstellung des Heftes zu übernehmen. Neben der Arbeit als Vorstandsmitglied der ARGE und später Vorsitzende der DHS war ich sehr froh über Margrets Bereitschaft. Sie war deutlich versierter im Umgang mit dem PC und der schriftsetzerischen Gestaltung als ich, und sie legte praktisch die Grundlage für das heutige Erscheinungsbild. Auch wurde das FORUM nicht mehr in meiner/einer Wohnstube zusammengesetzt und eingetütet. Wir konnten es drucken lassen.
Nach Margret war dann viele Jahre Ines Reimann für die Erstellung des FORUM verantwortlich, bis es dann in die Hände einer Redaktionsgemeinschaft gelegt wurde. Und wenn ich jetzt die jeweils neueste Ausgabe des FORUM aus dem Briefkasten hole, bin ich sehr froh und stolz, was daraus geworden ist!
„Wir schaffen das“
Wir haben in der Vergangenheit viele Klippen umschiffen müssen. Als DHS und auch mit dem FORUM. Wir haben es immer wieder geschafft und auch meine Nachfolger in der Redaktion und im DHS-Vorstand haben nie lockergelassen. Und ich hoffe sehr, dass auch die derzeitige Klippe erfolgreich umschifft werden kann. Ich sag’s mal frei nach Merkel: „Wir schaffen das“. Und wie Ihr alle wisst, geht es gemeinsam einfach besser. Die DHS und das FORUM sind uns allen sehr wichtig. Diese 60. Ausgabe unseres Vereinsheftes sollte uns allen Ansporn sein, alles zu tun, damit Verein und FORUM auch in Zukunft weiterbestehen können!
Ein PORTAL-Thema zum Weiterdiskutieren: Hörgeräteversorgung ab 2023
Forum 59, Sommer 2023: Ein PORTAL-Thema zum Weiterdiskutieren
Zusammengestellt von Uta Lapp-Hirschfelder
Pressemitteilung Berlin 26.01.2023: „Versicherte der Ersatzkassen (TK, BARMER, DAK-Gesundheit, KKH, hkk und HEK) erhalten seit 1. Januar 2023 eine bessere Versorgung mit Hörgeräten. Das ist Inhalt eines Vertrages, den der Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) mit der Bundesinnung der Hörakustiker (biha) abgeschlossen hat.“
Die Verunsicherung scheint groß, keiner der betroffenen Hörgeräteträger wusste davon. Im PORTAL, dem Forum der DHS, besteht die Möglichkeit, sich auszutauschen. Einige Beiträge sind hier mit Erlaubnis der Verfasser nachzulesen.
„Krankenkassen zahlen keine Hörgeräte mehr“ (?)
B.: Ich war heute bei der Krankenkasse und fragte nach, wie es mit einer neuen Versorgung mit meinem Hörgerät links aussieht. Mein Gerät müsste nämlich zur Reparatur, aber im August sind die sechs Jahre rum und ich strebe daher eher eine Neuversorgung an. Beim Akustiker erhielt ich aber die Information, dass derzeit neue Verträge mit den Krankenkassen geschlossen wurden und die dann eher dazu neigen, eine Bewilligung abzulehnen. Also, bei der BARMER habe ich erfahren, dass die sechs Jahre ab diesem Jahr abgeschafft wurden. Viele Betroffene könnten auch nach sechs Jahren noch die alten Geräte weitertragen. Das mag ja sein, aber ich möchte doch von der neuen Technik profitieren. Heutige Hörgeräte, auch manche Kassengeräte, haben Bluetooth und das hilft ja beim Telefonieren mit dem Handy.
U.: Auch mir entfuhr ein Aufschrei, als ich Ende letzten Jahres las, dass die Krankenkassen immer häufiger die Wiederversorgung nach Ablauf der sechs Jahre verweigern. Auf sechs Jahre wurde sich irgendwann mal geeinigt, weil die ursprünglich ausgegebenen Systeme danach nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Und jetzt wird genau entgegengesetzt argumentiert: Durch den technischen Fortschritt halten die Hörgeräte deutlich länger...
Eine Empfehlung oder ein Gesetz gibt es meines Wissens aber (noch) nicht. Persönlich denke ich, dass in letzter Instanz der HNO-Arzt ein Wörtchen mitzureden hat. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Warum ein neues HG, wenn das vorherige noch OK ist. (Ich habe zwei Hörsysteme auch länger als sechs Jahre getragen, das letzte sogar zehn Jahre.)
M.: Nach meinen Infos ist es tatsächlich so, dass seit Jahresbeginn die „Sechs-Jahres-Frist" grundsätzlich aufgeweicht wurde. Argumentiert wird damit, dass die modernen, Chip-basierten Hörhilfen, softwaremäßig soweit ausgereizt sind, dass Hörverbesserungen kaum mehr erreicht und die Geräte länger genutzt werden können. Komplementär dazu werden aber neu jährliche Reparatur-Pauschalen eingeführt, weil ja nur noch die Hardware ausgetauscht bzw. repariert werden muss, also ggf. Chips, Gehäuse, Mikrofone pp. Neue Hörgeräte gibt es dann nur noch bei nachweisbaren signifikanten Hörverschlechterungen mit entsprechender Indikation und fachärztlicher Verordnung. Scheint tatsächlich so, als hätten sich Gesundschrumpfungs-Fanatiker und Hörtechnik-Lobby einmal mehr über berechtigte Interessen von Betroffenen hinweggesetzt.
Chr.: Mit den Schlagworten Versorgung der Ersatzkassenversicherten mit Hörhilfen sollte eure Suchmaschine euch mit einem der ersten Einträge zur Website des VdEK führen, auf der das Vertragswerk nachzulesen ist. Für mich ist es schon lange befremdlich, dass Krankenkassen und Akustiker ohne Beteiligung der Betroffenen Verträge abschließen. Darüber hinaus erschließt sich mir aber auch nicht, warum Verbände wie DSB, DHS etc. und deren Dachverband, die DG (Deutsche Gesellschaft der Hörbehinderten - Selbsthilfe und Fachverbände e.V.) hier nicht intervenieren ... zumindest hört und liest man darüber nichts ... dabei wäre das ja wohl die beste Werbung für ihre Arbeit. Ich setze da große Hoffnungen in den gerade gegründeten neuen Dachverband, den DHV (Deutscher Hörverband).
B.: Ich habe von meiner Krankenkasse folgende Email erhalten, also Zitat: "… auch nach Ablauf der 6-jährigen Versorgungspauschale erfolgt eine Neuversorgung ausschließlich, wenn die vorhandenen Hörgeräte den bisherigen Hörverlust medizinisch nicht mehr ausgleichen können. Der Ablauf der Versorgungspauschale stellt keinen Grund für eine neue Versorgung mit Hörgeräten dar. Auch nach Ablauf der Versorgungspauschale nach 6 Jahren ist es Ihrem Hörakustiker weiterhin möglich, nach einem Hörtest eine Anpassung auf den aktuellen Bedarf vorzunehmen. Wird nach Prüfung und Beratung eine Reparatur oder z.B. eine neue Otoplastik erforderlich, kann Ihr Hörakustiker dies im Rahmen einer jährlichen Service- und Reparaturpauschale geltend machen."
K.: In der Zeitschrift „Spektrum Hören“ ist auf der Seite 22 Ausgabe 1/2023 zu lesen: "Die Bundesinnung der Hörakustiker und der Verband der Ersatzkassen, dazu zählen die Technikerkrankenkasse, die Barmer, die DAK, die Kaufmännische Krankenkasse sowie die Hanseatische Krankenkasse, haben einen neuen Rahmenvertrag geschlossen. Das Vertragswerk, das erst nach einem monatelangen Schiedsverfahren entstanden ist, wurde zum 1.1.2023 gültig. Dabei wurde die Versorgungspauschale angehoben und beinhaltet die Vereinbarung auch erstmalig Service- und Reparaturpauschalen, die über eine Versorgungsdauer von sechs Jahren hinausgehen. Die Vertragsmindestlaufzeit beträgt zwei Jahre." Ich habe zudem anderweitig einen Artikel gefunden, wonach in einem Zeitraum von drei Jahren die Kosten für die Hörgeräte um 50 % gestiegen sind. Daher haben wohl die Krankenkassen versucht die Kosten zu drücken. Leider kann man als Patient bei diesen Vereinbarungen nicht mitsprechen; auch unsere Lobbyverbände nicht.
Chr.: Die DHS mag als kleiner Verband da nicht viel ausrichten können. Aber einen Stein ins Rollen bringen ... über den Dachverband, die DG, die weiteren Verbände ins Boot holen ... an die Öffentlichkeit gehen ... das wäre mein Wunsch. Ein weiterer Wunsch von mir wäre, dass die DHS zur noch besseren Vernetzung sich dem DHV anschließt.
Fazit:
Die leidige Diskussion um eine angemessene und vor allem kostengerechte Hörgeräteversorgung für betroffene Menschen ist leider noch längst nicht abgeschlossen. Der Aufschrei muss von vielen kommen. Laut Vertrag haben die Krankenkassen die bestmögliche Versorgung für den Hörgeräteträger bis auf die Eigenbeteiligung kostenfrei zu übernehmen. Akustiker sind hier deutlich gefordert, ansonsten gilt § 3 aus dem Anhang 1 des Vertrags, wo es unter Punkt 12 heißt: „Verfügt der Leistungserbringer über kein geeignetes weiteres Hörsystem in seinem Sortiment, ist das vergleichend angepasste mehrkostenpflichtige Hörsystem zum Vertragspreis abzugeben.“ Überhaupt lohnt es sich, den Vertrag (50 Seiten!) mal richtig zu lesen. Es gibt unheimlich viele Hinwiese, was den Festbetrag betrifft und der Akustiker dem Kunden dann eben NICHT in Rechnung stellen darf. Da werden wohl derzeit etliche Kunden gnadenlos über den Tisch gezogen. Es empfiehlt sich also, sich vor einer aktuellen Hörversorgung oder Hörtechnik-Reparatur umfassend zu informieren!
Das Gelbe Projekt – Masken in den DHS-Farben
Beitrag in Forum 55, Frühjahr/Sommer 2021
Text von W. E., Bearbeitung U. L.
So ungefähr begann am 9. Dezember 2020 mein Aufruf im PORTAL:
„Hallo aus Berlin,
also wie soll ich mein Anliegen hier vortragen?
Zum Thema Masken tragen wurde ja schon einiges geschrieben. Nun ist eine Idee entstanden, die ich gerne mal hier vortragen möchte: Jeder hat bestimmt nach so einem passendes Utensil gesucht und kaum das richtige für sich Schlappohr gefunden. Ich habe eine Maske, die man tragen kann und welche auf unser Problem mit dem noch schlechteren Verstehen hinweist.
Nur wie sollte unsere Maske aussehen und wie könnte sie gestaltet sein?
Auch ein wenig Werbung für uns sollte sein. Auf Vorschläge bin ich gespannt, lasst euren Sinn für Ernst oder Humor hier an der richtigen Stelle aus.
Unsere Maske könnte gelb sein, blaue oder schwarze Schrift haben auf der einen Seite und die andere könnte eine Pusteblume zieren, vielleicht auch das Logo der DHS oder was Anderes …
Ich habe da einen Betrieb gefunden, der Masken in jeglicher Form der Gestaltung herstellt und versendet. Aber die Sache hat einen Haken: der Mindestverkauf liegt bei 50 Stück.
Meine Erfahrung mit dem Tragen des Originals (siehe Foto) ist bisher sehr gut. Ich bin Autofahrer. Wie es sich in Bahn und Bus macht, weiß ich nicht. Aber eine Reaktion gibt es ganz bestimmt.“
Postwendend bekam ich zahlreiche Antworten im PORTAL:
9.12., Ulrike: „Klasse!“ Die Idee mit der Pusteblume gefällt mir. Gelb sollte die Maske auch sein. DHS verschlungen mit dem Ohr. Als Modell bitte die enganliegende Maske, nicht die in Falten gelegte. Super Idee Wolfgang.“
10.12.,Sanne: „Gelb, Pusteblume, DHS Schriftzug als Ohr finde ich auch super, die, über FPP2 Maske tragen, guter Tipp (ich wollte da schon was drauf schreiben), zum Beispiel in Anlehnung an friday for future „deaf for health“ oder „ich kann dein Lächeln nicht hören“ oder „ohne Mundbild bin ich taub“ Würden die noch zu Weihnachten fertig werden? Habe so einige Schlappohren in meiner Familie, denen ich noch diese kleine Beigabe dazu geben möchte.“
10.12.,Steffi: „Gute Idee, Wolfgang!!!! Ich würde, wie Ulrike, gerne die Pusteblume sehen und unseren DHS-Spruch "schwer hören - leichter nehmen“, vielleicht noch mit dem Zusatz 'doch ohne Mund Bild - nicht so leicht!'
Aber Sannes Idee mit dem Lächeln gefällt mir auch.“
10.12., Regina: „Finde ich auch eine tolle Idee und ich wäre auch für Sannes Vorschlag. Ich denke mal, wenn zu viel auf die Maske draufkommt, macht es die Masken teurer…. Livia, du kannst so toll zeichnen, könntest du für Wolfgang ein Muster zeichnen, was er an die Firma schicken kann? DAS WÄRE SO WAS VON TOLL.“
10.12., Sanne: „Ich sammle jetzt mal die Vorschläge und entsprechende Zusprüche. Mit Muster kann ich nicht dienen, vielleicht kann Livia ja was entwerfen, sie kann doch so toll Zeichen?“
- Pusteblume: III
- Gelb: II
- DHS verschlungen mit Ohr: III
- Enganliegende Maske, nicht die mit Falten: II
- Ich kann dein Lächeln nicht hören: III
- Ohne Mundbild bin ich taub: II
- Ohne Mundbild verstehe ich dich nicht: II
- Schwer hören-leichter nehmen: I
- mit Zusatz „doch ohne Mundbild- nicht so leicht!“: II
10.12., Karola: „Hallo zusammen, ich finde die Idee klasse, Regina hatte mich per WhatsApp bereits informiert. Mein Vorschlag für einen Entwurf: Maske in DHS-gelb, eine Seite unser Logo + Pusteblume Schwer Hören, zweite Seite: ohne Mundbild schwerer denn je ...
Zu viel Text liest eh keiner. Ob das drauf passt, ist auch schon fraglich.
Livia: Wäre das möglich?
Wolfgang: Ich denke mal, wenn du 50 Stück orderst, die werden bestimmt "reißend" abgenommen. Ich "schubse" mal die Vorstandskollegen, wie da die Meinung ist.“
11.12. – Spontan entsteht eine erste Liste der „Maskenabnehmer“
12.12., Dieter, Vorstand: „Hallo zusammen, gute Idee und bisher gelungene Organisation. Da die Mindestabnahme 50 Masken beträgt, ist die DHS grundsätzlich bereit, mögliche Überstücke zu finanzieren. Derzeit werden verbindlich 31 Masken von Mitgliedern abgenommen. Zunächst sollte versucht werden, weitere Abnehmer zu finden. Die restlichen Masken werden wir dann, falls keine Abnehmer für alle Masken gefunden werden, für Vereinszwecke vorhalten. Mit den Vorschlägen der Gestaltung bin ich auch ein verstanden. Ich selbst muss aus gesundheitlichen Gründen auch FFP2 Masken tragen. Das fällt mir schon schwer. Darüber noch eine Maske zu tragen, kann ich mir nicht vorstellen…“
Das „Maskenprojekt“ nahm Fahrt auf. Wie konnte ich DHS-Mitglieder informieren, die nicht regelmäßig im PORTAL sind? Das Anschreiben an die PORTALer und die nicht PORTALer per Mail erwies sich teilweise schwierig, aber nach langem Hin und Her hat das funktioniert.
Kommunikation mit der Firma, Absprachen und mehr musste gemanagt werden.
Im PORTAL wurde sich derweil ausgetauscht und es gab etliche Ideen, wie man die „Gelbe“ am besten trägt. Täglich wurde die Liste aktualisiert.
Ja und dann ging es ans Werk. Livia machte sich ans Zeichnen, Malen und Projektieren am PC. Wir bekamen ein Foto. Einige Details wurden noch geändert und in recht kurzer Zeit hatte ich die Daten, die wir für unser Projekt brauchten. Am 19.12. war Livias Entwurf im PORTAL zu sehen.
Einige organisatorische Dinge wurden abgeklärt und die Liste wurde immer länger.
Dann war es soweit! Livia hatte die Arbeit am Entwurf vollendet, in Dateien gefertigt und mir per Mail gesendet. Die Bestellung wurde immer größer. Die Mindestabnahme hatten wir also bestanden So konnten wir eine Bestellung von 70 Stück aufgeben. Dann kam das OK von der Firma, dass sie die Masken nach unseren Angaben herstellen werden, auch das satte Gelb geht in Ordnung.
Das Finanzielle wurde jedem Maskenbesteller genau mitgeteilt und die Überweisungen kamen pünktlich und fast übersichtlich, so dass ich keine Probleme hatte, die Rechnung (Vorkasse) zu bezahlen. Übrigens: Der Tipp mit der eigenen E-Mail-Adresse für das Maskenprojekt war super und hatte sich bewährt.
Ich nahm wieder Kontakt zur Firma auf. Nun, da es in der Weihnachtszeit war und zwischen den Jahren mussten wir warten, denn die Firma hatte Betriebsferien und unsere Masken wurden erst Mitte Januar 2021 gefertigt und geliefert. Währenddessen war es für mich an der Zeit, die Adress-Etiketten der Maskenempfänger zu drucken und Versandmaterial zu besorgen.
Die Vorfreude wurde jedoch getrübt. Die Bundesregierung hat uns am 19. Januar 2021 einen dicken roten Strich auf unsere GELBEN gemacht. Sie beschloss, dass ab sofort nur FFP2 Masken in der Öffentlichkeit gestattet sind, oder diese OP-Masken.
Alle waren wir erst einmal enttäuscht und es brach wieder eine Diskussion aus.
20.1., Antje: „Ich fürchte, unsere Masken dürfen wir nicht tragen.“
20.1., Michael: „Wieso das; wer hindert uns, diese schönen Masken im nicht reglementierten Bereich, im privaten Umfeld oder zu unseren Treffen zu tragen. Setzen wenigstens wir ein Zeichen der Hoffnung, wenn das schon mit dem staatlich gemanagten Impfen nicht hinhaut. In diesem Sinne DHS-entspannte Grüße, Michael“
20.1., Barbara: „Moin, also ich werde meine DHS Maske tragen. Vielleicht beim Rad fahren oder beim Einkaufen über einer anderen Maske. So kann Mitmensch wenigstens ablesen, habe nix mitbekommen, wenn ich angesprochen wurde und darauf nicht reagiert habe. Egal, ich freue mich auf Post von Wolfgang „
Ankes Vorschlag: Die „Gelben“ über die vorgeschriebenen zu ziehen.
23.1., Christine: „Tja über den verordneten Masken tragen - eine Alternative.
Kriege dann zwar auch noch schlechter Luft und fange an zu schwitzen wie Sau - aber was soll's - ausprobieren werde ich es auf jeden Fall um andere auf meine zusätzlichen (Hör) Probleme hinzuweisen. Bin mal gespannt, wie oft ich dann angesprochen werde, die "richtige" Maske aufzusetzen.
Am 29.01.2021 wurde die Lieferung angekündigt und wenige Tage später konnte ich im PORTAL verkünden: Die Masken sind angekommen und werden ab morgen versendet.
Bereits am Tag darauf am 04.02.2021 waren die ersten Masken bei den Mitgliedern angekommen und gab es viele Danksagungen. Regina schrieb: „Danke für den tollen und zeitintensiven Einsatz Wolfgang und Livia.“
Ich möchte ergänzen: Vielen Dank an ALLE!
Nicht nur wir zwei haben das Projekt erfolgreich gestaltet. Ihr alle habt hier mitgewirkt.
Ohne Euch wäre es nicht zu solch einem Erfolg geworden.
Bei mehr Bedarf an Masken ist eine Nachbestellung kein Problem. Vielleicht benötigen wir sie an Info-Ständen und bei der Messe, oder auch bei unseren Seminaren, denn wenn diese stattfinden, sind wir sicher noch nicht von der Maskerade befreit.
Beabsichtigte Änderungen der Versorgungsmedizin-Verordnung
Forum 54, Winter 2020: Recht und Soziales
Beitrag von M. G.
Die Versorgungsmedizin-Verordnung (VersMedV) ist eine bundeseinheitliche Rechtsverordnung, die die im Sozialgesetzbuch IX festgelegten Rechte zur Rehabilitation und Teilhabe behinderter und von Behinderung bedrohter Menschen ergänzt und näher ausgestaltet. Die VersMedV löste zum 1. Januar 2009 die Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbehindertenrecht (AHP) ab.
Ein wesentlicher Aspekt dieser Verordnung ist die Festlegung von Regeln, mit denen der Grad der Behinderung (GdB) eines Menschen gutachterlich einvernehmlich festgestellt wird. Hierzu sind in einer Anlage der VersMedV sogenannte „Versorgungsmedizinischen Grundsätze" definiert, die zur Änderung anstehen.
Hierzu gibt es einen aktuellen Verordnungsentwurf des Bundesministers für Arbeit und Soziales, der derzeit mit den Sozial- und Betroffenenverbänden und den Gewerkschaften diskutiert wird. Laut Ministerium sind Änderungen geboten, um die bisher unterschiedlichen Standards aus dem Entschädigungs- und Schwerbehindertenrecht zu vereinheitlichen, eine Anpassung an internationale Klassifikationen zu ermöglichen sowie bei den gebotenen Nachteilsausgleichen den Aspekt von medizintechnischen und medizinischen Fortschritten bei Heil- und Hilfsmitteln zukünftig stärker zu gewichten.
Vor diesem Hintergrund sind im Wesentlichen nachfolgende einschneidende Änderungen geplant:
- Grundlage der neuen Begutachtung ist das „bestmögliche Behandlungsergebnis“,
- GdB-Bescheide sollen dann wieder mehr befristet werden,
- bisherige GdB-Feststellungen (Bestandsfälle) könnten einer Überprüfung nach den neuen Gutachterregeln unterzogen werden,
- bei Krebserkrankungen soll die bisherige pauschale GdB-Anerkennung von GdB 50 mit einer Heilungsbewährung bis zu 5 Jahren auf ein neues, individuelleres System umgestellt werden,
- bei der künftigen Begutachtung sollen auch Nutzen und Wirkung von Heil-und Hilfsmitteln mit einfließen, wenn diese Teilhabeeinschränkungen so weit ausgleichen, dass der bisherige GdB dann u.U. herabzustufen wäre,
- bei der Feststellung des Gesamt-GdB sollen fortan leichtere gesundheitliche Einschränkungen bis zu einem GdB 20 nur noch in Ausnahmefällen einfließen.
Die Diskussion zum Änderungsentwurf ist noch nicht abgeschlossen. Schlimmstenfalls betreffen daraus resultierende Verschärfungen auch uns „Schlappohren“, wenn zukünftig ein mutmaßlich nutzbringender Teilhabeausgleich von Hörgeräten und anderen Hörprothesen für die gutachterliche Bewertung vorgegeben wird. Nur, wie lässt sich überhaupt objektiv eine Hörverbesserung gerecht feststellen, wo doch eigentlich jeder Hörschaden individuell anders ist und selbst die beste Hörprothese niemals ein gesundes Gehör auch nur annähernd ausgleichen kann. Dann ist da noch die Tatsache, dass beim Ausfall einer Hörhilfe, jede pathologische Hörstörung voll zum Tragen kommt mit all ihren Beschränkungen in der allgemeinen und zwischenmenschlichen Kommunikation!
Damit die Rechte von uns Betroffenen nicht außer Acht gelassen werden, haben sich die Deutsche Gesellschaft für Hörbehinderte und andere Interessenvertretungen für Menschen mit Höreinschränkungen bereits in die laufende Diskussion um die VersMedV eingebracht und es ist zu hoffen, dass deren Argumente gebührend berücksichtigt werden.