Aufbauen, Informieren - und Singen als Therapie
Die vier Wochen dort bauten sie auf. Sie bekam Informationen über Tinnitus und Schwerhörigkeit und deren begleitende Symptome. Sie hatte Gymnastik, Massagen, Gruppentherapie, Einzelgespräche (eine Freundschaft mit einer schwerhörigen Frau, die bis heute besteht) und Entspannungsgymnastik. Und sie schrieb weiterhin und malte und weinte viel; Trauerarbeit für das, was sie nicht mehr hatte und nicht mehr konnte.
Aber überraschenderweise entdeckte sie noch etwas. Das Singen. Als Therapie. Unglaublich. Sie brauchte einfach nur zu singen. Für sich. Alleine. Also übte sie einfach jeden Tag in irgendeinem freien Zimmer der Klinik. Gut war es und wichtig.
Gut war es auch deshalb, weil sie bereits im Jahr zuvor, als sie am Stand an der Reha-Messe war, einen Akustiker kennen lernte, der von einem Hörgerät wusste, mit dem sie möglicherweise singen UND ihren Begleiter hören konnte. Nach einem langen Jahr des Ausprobierens kaufte sie wirklich ein solches Gerät.
Billig war es nicht, und ihre Stimme klang durch die technischen Instrumente nicht so voll, wie sie sie hören mochte. Aber das Loch in ihr wurde überbrückt, sie konnte wieder musizieren, in anderen Worten, durch die Musik wieder kommunizieren.
Eine andere Brücke wurde zum Glück schon gebaut, aus Worten und Farben, und vor allem von vielen wunderbar mutigen Musterbeispielen von netten, teilweise weisen, offenen und engagierten Menschen - den DHS-Schlappohren. Nun ging es der Frau wirklich besser.
Sie erwartete nicht, wieder in ihre Karriere einsteigen zu können, aber sie konnte wieder etwas Wichtiges machen, musizieren. Eine Tatsache wurde ihr klar: Ihre Ohren waren keine Verräter, sie waren einfach großartig! Viele Fragen sind noch offen, aber sie kämpft.
Es gibt noch immer gute und schlechte Momente, aber sie kämpft.
Welche Ziele, welche Wege soll sie gehen – noch unklar. Aber sie kämpft. Vielleicht, eines Tages, wird sie wieder träumen, einen neuen Weg finden …