In Gesellschaft mit anderen Schwerhörigen
Ein schönes Fax der Vorsitzenden fragte „den Herrn“, woher „er“ die Informationen bekommen habe und wer „er“ sei. Sie fand es lustig, aber auch ganz schön, und lächelte dabei, als sie schrieb, dass sie eine Frau sei, trotz ihres Namens Kay.
In Bad Grönenbach, dem Seminarort, wurde sie von allen sehr herzlich willkommen geheißen. Zusammen mit der Kölner Frau fühlte sie sich auch sicher, nicht allein. Sie war inmitten einer Gesellschaft, von „Schlappohren“ umringt! Manche hatten ähnliche Probleme wie sie, andere waren schon viel weiter mit Problemlösungen, mit dem Verstehen und dem Akzeptieren der Situation. Das Seminar war schön, behilflich, aber die arme Frau weinte trotzdem jeden Abend in ihrem Zimmer, immer wieder. Wieso?
Schließlich wurde sie aber aktiv im DSB als Beisitzerin im Vorstand (neugierig wollte sie wissen, was diese Organisation sei und wie sie mithelfen könne) und auch in der DHS. So schön war es für sie, mindestens einmal im Monat in einer Gruppe zu sein, wo diszipliniert miteinander gesprochen wurde. Klar und deutlich – es ging, sie konnte doch Gespräche auf Deutsch führen. Toll! Eine heilende Kraft ergriff Besitz von ihr.
Mit Freude ging sie zum nächsten Seminar, aber unerklärlicherweise weinte sie wieder, wie peinlich. Warum?
Trauer zulassen
Am Ende sprach sie mit einem sehr „männlichen“ Mann und entschuldigte sich für ihr Verhalten. Er fragte sie,' wieso?' und sagte, es sei ganz natürlich, traurig zu sein; dies bedeute, dass die Trauerarbeit noch nicht zu Ende war. Trauerarbeit? Welche Trauerarbeit?
Beim nächsten Seminar blieb sie weg. Sie wollte nicht wieder vor allen weinen. Sie wusste, dass es ihr eigentlich gut ging. Sie brauchte doch keine Angst zu haben um ihre Existenz. Sie hatte einen liebevollen Mann, nette und gesunde, fleißige Kinder, ein schönes Zuhause und wusste nicht, was sonst mit ihr los war.
Warum konnte sie ihre Situation einfach nicht akzeptieren? Nein. Noch mal so vor allen zu stehen? Nein, das kam nicht in Frage, nicht vor der Reha, dann würde sie sich mit allem auseinandersetzen. Punkt. Und das tat sie auch. Eine Reha in Bad Grönenbach.