Auf beiden Ohren kann ich hohe Töne nicht mehr oder nur noch ganz schwach hören. In den Bereichen, wo ich nur schwach höre, kann das Hörgerät einspringen und genau diese Töne verstärken, so dass ich sie nahezu normal empfinde. Töne, die ich gar nicht höre, kann auch das Hörgerät nicht mehr herzaubern. Zudem plagt mich ein ständiger Pfeifton. Die Folge ist:
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Der Schall wird von mir anders oder gar nicht empfunden.
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Einzelne Töne oder Wörter werden verzerrt.
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Wörter werden verstümmelt, weil ich Teile davon einfach nicht höre.
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Ganze Sätze verstehe ich nur in Bruchstücken.
Wenn ich Euch trotzdem meistens einigermaßen verstehe, dann liegt das daran, dass ich mir als erfahrener Mensch aus den Bruchstücken und in Kenntnis des Gesprächsthemas den Inhalt "zusammenbasteln" kann. Das geschieht folgendermaßen:
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Ich höre nur Fragmente von Wörtern und Sätzen. Die Wortpaare "Baum/kaum, Pfahl/kahl, Geist/Geiz, Glut/Blut" klingen für mich nahezu gleich. Ihr hört: "Frage und Antwort sind die Pfeiler der Kommunikation", während ich höre: "rage un anwor in i eiler er ommuniaion". Natürlich ist das auch vom Gesprächspartner abhängig. Eine tiefe Männerstimme ist für mich normalerweise einfacher zu verstehen als eine hohe Kinderstimme.
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Simultan bilde (übersetze) ich dann aus den gehörten Fragmenten vollständige Wörter und Sätze.
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Danach findet eine "Prüfschleife" statt, wo ich orientiert am Thema und Gesprächsverlauf teste, ob das Gehörte in meiner "Übersetzung" Sinn ergibt.
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Erst jetzt kann ich das Aufgenommene wie auch jeder Guthörende verarbeiten, d.h. bewerten, speichern und gegebenenfalls antworten...
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Zwangsläufig hänge ich somit in Gesprächen immer etwas hinterher.
Das liegt also im Allgemeinen nicht daran, dass ich begriffsstutzig wäre, sondern ist eher eine Folge der zusätzlichen Schritte, die in meinem Kopf nur für den Vorgang "Hören" zu durchlaufen sind. Ein Normalhörender hört in einem einzigen Schritt und kann danach sofort mit der "Verarbeitung" beginnen.
Während meiner Reha-Maßnahme habe ich ein griffiges Beispiel gehört: Ein Simultandolmetscher, der in seiner Kabine einen Vortrag übersetzt, wird nach einer halben Stunde abgelöst, weil er erschöpft ist und eine Pause braucht. Er muss "nur übersetzen", muss also nicht einmal den Inhalt verstehen. Ich muss übersetzen und verstehen! Da kann mich auch schon mal eine ausgelassene Feier in großem Kreise bereits nach einer Stunde an den Rand der Erschöpfung bringen. Aus dem gleichen Grund muss ich mitunter auch bei dienstlichen Besprechungen oder Konferenzen eine "Auszeit" nehmen.
Ich muss also erst einmal alles, was ich höre, "aufbereiten", bevor ich es "verarbeiten" kann. Und dieser Prozess kann dann auch schon mal schief gehen:
- Ich verstehe falsch und gebe eine unpassende Antwort.
- Ihr lacht über meine unpassende Antwort, und ich weiß nicht, warum.
- Ihr lacht über einen Witz, und ich fand nichts daran komisch.
- Ihr sagt: "Das haben wir doch gestern schon besprochen!", und ich habe das gestern völlig falsch eingeordnet.
- Du sagst: "Das habe ich dir doch vorhin schon gesagt!", und ich habe aber nichts gehört.
Das alles ist nun einmal so und nicht zu ändern. Ich will mich auch nicht in mein stilles Kämmerlein vergraben und jeglichen Begegnungen mit Euch aus dem Wege gehen. Das wäre zwar ein Ausweg, aber nicht für mich! Ihr kennt mich eher als geselligen Menschen, und der will ich auch gerne bleiben - allerdings zwangsläufig nur im Rahmen meiner Möglichkeiten. Und dazu brauche ich Eure Hilfe und vor allem Euer Verständnis.