Artikel aus FORUM 14 Dezember 2000, S. 18 ff

Sich Anfreunden mit dem Cochlear Implantat: Eine Betroffene berichtet sehr eindrucksvoll von ihren positiven wie negativen ersten Erfahrungen mit dem eigenen CI.

 

 

Ich höre was, was ich nicht sehe - ein CI-Bericht

 

Karin Dötsch, Nürnberg

Diesen Artikel schreibe ich vor allem für diejenigen, die genau wie ich nicht von Anfang an die tollen Hörerlebnisse mit dem CI haben, und die wie ich, um das Hören mit dem CI kämpfen müssen. In vielen Publikationen finden sich Artikel, die klingen wie Märchen aus 1001 Nacht. So ist es aber nicht immer. Und trotzdem lohnt es sich, die Mühe auf sich zu nehmen und nicht aufzugeben. Es lohnt sich auch, diesen Bericht weiterzulesen, auch wenn er nicht von Anfang eine Erfolgsstory erzählt.

Am 26. Oktober 1999 wurde ich operiert. Außer verstärkten Ohrgeräuschen in der ersten Nacht hatte ich kaum Probleme nach der OP.

Die erste Anpassung war am 10. Januar 2000. Meine Schwester und ich reisten einen Tag vorher voll Spannung und Angst nach Freiburg ins Implant Centrum Freiburg (ICF). Morgens am 10. Januar war die erste Anpassung bei Dr. Stecker. Seit 22 Jahren bin ich hörbehindert, seit 12 Jahren auf dem rechten Ohr taub. Das rechte Ohr sollte jetzt aus seinem Dornröschenschlaf erweckt werden.

Erster Ton: Tinnitus laut! Ich dachte, der Ton wird immer lauter und habe entsetzt darum gebeten, den Ton wieder leiser zu stellen. Aber, der Ton war schon aus, es war der Tinnitus. Mein Hörnerv hat wohl einen großen Schrecken bekommen!

Als sich der Tinnitus wieder beruhigt, starteten wir das Unternehmen von Neuem.

Bei der Anpassung muss ich für jede der 22 Elektroden in der Hörschnecke den Punkt finden, an dem ich den Ton gerade hörte und dann den Punkt, an dem der Ton angenehm zu hören war. Sie wird jeder Ton von tief nach hoch erarbeitet. Das war mühsam. Zum Schluss bekam ich die Töne der Reihe nach zu hören, also eine zusammenhängende Tonleiter und dann wurde das Mikrofon angeschaltet. Damit hörte ich dann die Umgebung.

Was ich hörte, war ein Tonbrei, sehr leise und ein dominantes Klingeln. Was folgte, war ein extrem anstrengender Tag. Es war Absehen mit schrecklichen und nichts sagenden Tönen.

Ich habe viel geweint und meine Schwester musste mich ständig trösten und mir Mut machen, damit ich die Maschine nicht abschalten würde.

Bis zum Abendessen habe ich durchgehalten. Danach habe ich dem Ohr und meinem armen Kopf Ruhe gegönnt.

Das Ergebnis der zweiten Anpassung war, das Klingeln wurde lauter!

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