An einige Passagen dieser beiden Referate knüpfte Jochen Müller mittags beim eingangs erwähnten "Schluss-Plädoyer" an - was mir gut gefallen hat und vor allem meine Eindrücke vom Vortrag noch so gewaltig verstärkte, dass ich spontan zu Stift und Papier greifen musste, um einiges mitzuschreiben und meine eigenen, zusätzlichen Gedanken dazu festzuhalten:
.... ein paar Beispiele:
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Stichwort: "Wenn ich fühle, dann bin ich es".
Für mich DER Satz in unserem Seminar. Punktlandung, Jochen! Ganz spontan habe ich ihn für mich wie folgt fortgesetzt: Wenn ich fühle, dann bin ich es, die sich da bei mir selbst zu Wort meldet und mit zeigt, dass da z.B. gerade etwas schief läuft (bei negativen Gefühlen); das gibt mir die Chance zu schauen, meine Situation UND meine Gedanken zu überprüfen und zu entscheiden, welchen Teil davon ich ändern kann (Ändere die Umstände - oder Deine Einstellung zu ihnen). Mir gibt diese Sichtweise Handlungs- und Entscheidungsspielraum - etwas für mich sehr wichtiges und etwas, das durch meine Hörbehinderung "im Leben" oft genug eingeschränkter ist als für Nicht-Behinderte; ich bin daher dankbar für jede Chance, weitere Einschränkungen, die womöglich in mir selbst liegen, zu vermeiden.
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Stichwort: "Spannungsfeld"
so beschrieb Jochen das Verhältnis zwischen Kommunikation und Einsamkeit, das bei allen Menschen ausgeglichen sein muss, um zu sozialen Kontakten fähig zu sein; die Waage ist bei uns aufgrund der Hörbehinderung sehr viel schwerer "ins Lot" zu bringen; wohlgemerkt: es ist schwerer - aber es ist nicht unmöglich.
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Stichwort: "bei sich selbst bleiben"
.. die von Jochen vorgeschlagenen Fragen lohnen sich m.E. sehr: Wer geht wie mit mir um? Wo fühle ich mich wohl? Nur wenn ich mich selbst genau beobachte (und mich weniger um das Tun und Lassen der Anderen kümmere), kann ich feststellen, was für mich richtig ist. Und dann meine Entscheidungen treffen.
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Stichwort: "Die Tapete ist scheiße"
Jetzt lacht Ihr sicher! Mir hat das Beispiel wunderbar gefallen und ich bin sicher, jeder der dabei war, erinnert sich jetzt ganz genau, was Jochen an dieser Stelle zur Betrachtung des eigenen Lebensraumes gesagt hat... Meine "Tapete" gefällt mir - könnte aber hier und da auch ruhig noch ein paar Farbkleckse vertragen... Wo stehen die Farbtöpfe ?!!!
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Stichwort: "Sag JA zu Dir selbst!"
Mir gefällt die Formulierung "Ich bin ein Mensch, der schwerhörig ist" und gleich morgen im Büro, wenn ich zum ersten Mal mit den neuen Kollegen zusammenkomme und (logisch) über meine Schwerhörigkeit "aufkläre", werde ich ihn anwenden und so meinen Standardsatz seit Rendsburg ("Ich bin schwerhörig und es kann sein...") abwandeln. Man /frau entwickelt sich weiter.
Inzwischen ist es in Kopf und Bauch bei mir deutlich ruhiger geworden und draußen ist es schon lange dunkel. Ein sehr ausgefülltes Wochenende ist zu Ende; die intensive Arbeit mit "Kopf und Hand" war manchmal anstrengend (zumal auch - wie immer - die Abende lang und die Nächte kurz waren); trotzdem fühle ich mich jetzt im Augenblick sehr wohl und habe das deutliche Gefühl, mit meinem guten Vorrat an "frisch gewürztem Lebenssüppchen" nun Milleniums-fähig zu sein.
DANKE an alle freundlichen Rezeptgeber und Küchenhelfer; ich bin froh, Euch getroffen zu haben und freue mich auf das NÄCHSTE MAL.