Forum 27, 2007 Bericht vom RUNDEN TISCH SHG und SPRECHERSEMINAR 2007
„Ja, mach nur einen Plan …“
Ja, mach nur einen Plan, sei ein großes Licht;
und mach noch einen zweiten: gehen tun sie beide nicht.“
(Bertolt Brecht)
Unser SPRECHERSEMINAR 2007 war wieder mal eine wunderbare Gelegenheit, diese Erkenntnis von Bertold Brecht zu widerlegen. Zugegeben: Unser erster Plan funktionierte nicht. Wir dachten an „das übliche“ Sprecherseminar mit einem guten Dutzend Teilnehmer – also eine eher gemütliche Runde. Noch im Februar sah es sogar nach einer noch geringeren Beteiligung aus - und dann ging es Schlag auf Schlag: innerhalb von nur zwei März-Wochen hatte ich plötzlich mehr als 20 Anmeldungen auf dem Schreibtisch - und dazu ein echtes Problem.
Ich wollte keinem Interessenten absagen, nachdem sich unser gewähltes Thema rund ums „Selbstbewusstsein“ offenbar doch noch als „Punktlandung“ im Interesse vieler Betroffenen herausstellte. Andererseits war klar, dass wir in einer so großen Runde nicht wirklich gut mit einer Referentin arbeiten konnten.
Zwei Referentinnen für zwei Arbeitsgruppen
Unser Plan zwei ging dann auf, weil wir glücklicherweise in Anja Krüger eine zweite Mitstreiterin (neben Melanie Waschke, beide Dipl.-Psychologinnen in der Klinik „Am Stiftsberg“) für unser Angebot finden konnten – und alles wurde gut ☺
Knapp die Hälfte der Teilnehmer hatte sich auch wieder entschieden, am vorgeschalteten RUNDEN TISCH SHG dabei zu sein, den wir in diesem Jahr zum sechsten Mal anboten. Die Runde war wieder gut gemischt mit „alten Hasen“ und „jungen Einsteigern“ – und wie zuletzt bereicherten „normale“ SHG-Mitglieder den Austausch der Runde durch Ihre Ideen und Angebote zu Mitarbeit und Entlastung des SHG-Sprechers.
Aus der Vorstellungsrunde heraus sammelten wir die von den Teilnehmern mitgebrachten Punkte, die ich in drei Schwerpunkten zusammenfassen konnte, als Aufgabenstellung für eine muntere Gruppenarbeit, in der engagiert und fundiert alles Wissen „auf den Tisch“ kam. Bei der anschließenden Präsentation wurde dann auch gleich noch „Auftritt vor einer Gruppe“ geübt … und mit Bravour bestanden ☺.
Die Rückmeldungen zum Ende des Arbeitstages waren durchweg positiv: es hat sich wieder mal gelohnt, dabei zu sein. Für mich auch: Nicht nur, weil ich mal wieder „Basis-Luft“ schnuppern durfte – obendrein bekam ich auch noch gleich zwei Anregungen für neue Seminarthemen….
Am späten Freitagnachmittag konnte ich dann die zweite Hälfte der Seminarteilnehmer in unserer schönen Unterkunft, dem Sanatorium Dr. Krautheim, begrüßen. So viele neue Gesichter hatten wir lange nicht mehr in der Runde.
Am Abend ging es dann nach einer kurzen, gemeinsamen Einführungsrunde mit beiden Referentinnen und in getrennten Gruppen los. Ich schloss mich der Gruppe um Anja Krüger an – und landete in einem ZOO:
Im Rahmen der Vorstellungsrunde sollte nämlich jeder u. a. sein Lieblingstier benennen, dem wir dann in einer ersten Übung positive und negative Eigenschaften zuschreiben konnten, die jeder dann in Ich-Form vortrug. Erstaunliche „Tiere“ waren versammelt: Ein stolzer Hirsch, eigensinnige Katzen und eine graue Maus kamen ans Abendlicht – und verrieten schon einmal eine Menge über den Menschen dahinter …
Erstaunlich war, wie sehr diese eigentlich unspektakuläre Übung gleich für eine lockere Atmosphäre in der Gruppe sorgte, und so hatten wir reichlich Gesprächsstoff auf dem Weg zum „Absacker“ im Spitzmichel.
Von unserem arbeitsreichen und intensiven Austausch am Samstag gäbe es allerhand zu berichten: Das muss ich mir hier aber verkneifen und tue es gerne: Es menschelte sehr in unserer Runde und im Laufe der gemeinsamen Stunden bis zum Sonntagmittag hatte praktisch jeder soviel von sich, seinen Gedanken, Problemen und auch Ängsten/Sorgen gezeigt, dass es ganz selbstverständlich ist, dass dies alles „unser Geheimnis“ bleibt. ☺
Die freundliche, ja fast familiäre Stimmung bei den Aussprachen wurde zusätzlich gefördert durch die schönen Qi Gong-Übungen, mit denen Anja Krüger immer wieder unsere Kopfarbeit unterbrach und das (Selbst-)bewusstsein auch auf einer anderen Ebene ansprach und förderte.
Lehrreich, menschelnd, familiär - im Seminar und darüber hinaus
Mit einem großen DANKE und einer herzlichen Verabschiedung trennten wir uns in der Teilgruppe und dann wenig später auch von allen anderen Teilnehmern an diesem dann doch noch gemütlich (und lehrreich) gewordenen Wochenende.
Bei Berichten über Veranstaltungen in Bad Grönenbach ist ja das Abendprogramm auch immer irgendwie von Interesse (soll einer sagen, auf dem Land sei nix los…!); die Monika Einsiedler im „Kohlenschieber“ besuchten wir am Donnerstagabend (ja selbstverständlich!) und Samstag wanderte der ganze Tross zum „Waldcafe“, das Familie Berktold, gerade recht, ein paar Tage zuvor nach dem Urlaub wiedereröffnet hatte.
Wir hatten die ganze Schankstube für uns, und das nutzten wir weidlich für viele Gespräche und Geschichten. Die Letzten machten sich kurz vor Mitternacht auf den stockdunklen Heimweg - dank Jochen Müller gut beleuchtet mit einem halben Dutzend Taschenlampen ... Alles war gut.
Bericht: Anne Jung, Pulheim Fotos: Reinhard Selbmann, Anne Jung, Ines Reimann