„Selbsthilfe in schwierigen Zeiten – wenn nicht wir, wer dann…?“ lautet das diesjährige Motto des DHS-Herbstseminars vom 28. September bis 1. Oktober 2017 (Donnerstag bis Sonntag) im Hohenwart Forum, Pforzheim. Referent: Oliver Hupka, Audiotherapeut
Die aus der 1987 gegründeten Arbeitsgemeinschaft der Hörgeschädigten Selbsthilfegruppen hervorgegangene Deutsche Hörbehinderten Selbsthilfe e. V. feiert 2017 ihr 30-jähriges Bestehen. Dass sich unsere Gemeinschaft von Menschen mit Hörbeeinträchtigungen so lange gehalten hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Sie ist letztlich das Ergebnis lebhafter innerorganisatorischer Diskussionen und fortwährender Auseinandersetzungen mit einem hörenden Umfeld, welches den berechtigten Interessen der Betroffenen selten wohlmeinend gegenüberstand bzw. gegenübersteht.
Es kommt hinzu, dass sich die Rahmenbedingungen in der Sozial- und Gesundheitspolitik erkennbar zuungunsten betroffener Menschen verändert haben, sich wohl noch weiter verschlechtern dürften. Denn in Zeiten immer knapper werdender finanzieller Mittel werden längst nicht mehr alle gesetzlichen Ansprüche auf notwendige Eingliederungshilfen in gebotenem Umfange erfüllt. In diesem Zusammenhang ist ferner zu beobachten, dass der soziale Verteilungskampf auch vor den Interessenverbänden Betroffener nicht Halt macht. Sie müssen sich nun vermehrt anstrengen, nötige Fördergelder für ihre gesetzlich bestimmte Selbsthilfearbeit zu bekommen.
Letztlich machen heute zwei weitere gesellschaftliche Phänomene der Selbsthilfearbeit zunehmend zu schaffen:
- Die einzelnen Gruppen unterliegen in ihrer Mitgliederstruktur ebenfalls dem demografischen Wandel.
- Und für die Interessen Betroffener gibt es in digitalen Zeiten, im Gegensatz zu früher, eine Fülle von Angeboten, um sich Informationen, Rat oder Hilfe in den verschiedenen Medien und der weiten Welt des Internets zu holen.
Die beschriebenen Tendenzen sind auch an der DHS nicht vorüber gegangen. Dafür zeugen viele personelle Wechsel von Funktionsträgern des Vereins aufgrund beruflicher oder gesundheitlicher Überlastung oder wegen familiärer Hintergründe. Der Spagat zwischen verantwortungsvollem Ehrenamt und beruflichen und privaten Verpflichtungen ist eben immer schwerer zu bewältigen. Fakt ist zudem, dass sich die Mitgliederstruktur der DHS perspektivisch verändert. Ältere Mitglieder scheiden verstärkt aus, auch naturgemäß, neue sind nur schwer zu gewinnen, insbesondere jüngere.
Vor diesem Hintergrund ist die DHS im Jahre ihres 30-jährigen Bestehens gut beraten, Überlegungen anzustellen und Strategien zu entwickeln, wie sie ihre bisherige erfolgreiche Arbeit weiter organisieren und betreiben will. In Abgrenzung zu anderen bundesweit tätigen Hörgeschädigten-Verbänden geht es für uns dabei vor allem darum, das bisherige Profil der vorwiegend nach innen gerichteten, an dem betroffenen Menschen orientierten Selbsthilfearbeit noch mehr zu schärfen und insgesamt zu optimieren. Dabei steht prinzipiell erst einmal die gesellschaftliche Akzeptanz des Menschen mit Hörminderung im Zentrum unserer Aktivitäten, weniger die politische Interessenvertretung. Für Letztere gibt es andere, potentere Institutionen.
Eine erste Maßnahme hat die DHS bereits mit der Initiative „DHS 2020“ eingeleitet. Mit ihr hat der Vorstand im letzten Jahr einen Arbeitskreis aus Vereins-Aktivisten initiiert, welcher Themen und Möglichkeiten zur Verbesserung und Bündelung von Vereinsaktivitäten ermitteln und deren Machbarkeit ausloten soll.
Die langjährigen Erfahrungen zeigen zudem, dass die bisherige Vereinsarbeit vorwiegend von wenigen aktiven und engagierten Mitgliedern getragen wurde, die nicht selten schnell an Belastbarkeitsgrenzen stießen. Daraus entwickelte sich die Erkenntnis, dass dieses Arbeitsmodell kaum geeignet sein dürfte, dem Verein unter den vorstehend beschriebenen Rahmenbedingungen perspektivisch ein Überleben zu sichern. Die Idee wurde geboren, verstärkt die inaktiven Vereinsmitglieder anzusprechen und zu animieren, sich zum Wohle der Gemeinschaft aktiv in das Vereinsgeschehen einzubringen. Denn je breiter die Vereinsarbeit angelegt ist, desto effektiver lässt sich die zukünftige Hilfe zur Selbsthilfe gestalten. Das sollte in der Außenwirkung dann dazu führen, neue Mitglieder zu werben und letztlich für unsere Sache zu gewinnen.
Zur Verwirklichung dieses Zieles hat die DHS in ihrem Jubiläumsjahr deshalb ihr traditionelles HERBSTSEMINAR parallel zur Initiative „DHS 2020“ unter das folgende Motto gestellt:
„Selbsthilfe in schwierigen Zeiten – wenn nicht wir, wer dann…?“
Diese Veranstaltung richtet sich daher vor allem an bislang weniger aktive Vereinsmitglieder und im Hinblick auf eine gebotene Mitgliederwerbung gerne auch an Nichtmitglieder mit Hörbeeinträchtigungen. Gemeinsam wollen wir am Samstag die bisher gefundenen Vorschläge zur Verbesserung der Vereinsarbeit und der innerverbandlichen Aktivitäten sowie Ideen zur Intensivierung der Mitgliederwerbung diskutieren, gegebenenfalls neue entwickeln. Wir möchten nach Möglichkeiten suchen, wie wir passive Mitgliederinnen und Mitglieder zur stärkeren Mitarbeit in unserer Gemeinschaft gewinnen können. Die professionelle Begleitung der Veranstaltung wird unter Anleitung des zertifizierten klinischen Audiotherapeuten, Oliver Hupka, erfolgen, der auch am Sonntagvormittag die Schlussrunde moderieren wird.
Wie bisher, stehen neben Beamer, Flipchart und Pinnwände, auch in diesem Jahr wieder die vereinseigene FM-Anlage zur Verfügung. Für die Nutzung der FM-Anlage ist die Aktivierung der T-Spule (Induktionsspule) bei Hörgeräten bzw. beim CI-Sprachprozessor zwingend geboten! Betroffene klären das ggf. bitte vorab mit ihrem Akustiker bzw. Audiologen.
Ebenso werden wir wieder von der Gebärdendolmetscherin Edeltraud Ruffing und den beiden Schriftdolmetscherinnen Monika Widners und Anna Thesing unterstützt. Die Preise gelten vorbehaltlich der Genehmigung der beantragten Fördermittel. Die Anmeldung ist ab sofort bis 1. Juli 2017 mit dem unten bereitgestellten Formular möglich.
Organisatorische Hinweise:
Tagungsort:
Hohenwart Forum, Schönbornstr. 25, 75181 Pforzheim (www.hohenwart.de)
Anreise:
Donnerstag, 28. September 2017 bis 17 Uhr
Abreise:
Sonntag, 1. Oktober 2017 nach dem Mittagessen (ca 14 Uhr)
Teilnehmerzahl:
30 +
Referent:
Oliver Hupka, Dipl.-Betriebswirt (BA), Audiotherapeut DSB, stv. Koordinator Abteilung Hörstörungen, Tinnitus, Schwindel und Cochlea Implantate, Median Kaiserbergklinik Bad Nauheim
Teilnahmegebühren:
Kosten pro Person (inkl. Seminarkosten, Übernachtung und Vollverpflegung)
Im Einzelzimmer: 245 €
Im Doppelzimmer: 225 €
Zuschlag für Nichtmitglieder: 90 €
Die Preise gelten vorbehaltlich der Genehmigung der beantragten Fördermittel.
Anmeldung:
Das Seminar hat bereits stattgefunden, eine Anmeldung ist nicht mehr möglich.
Das DHS-Herbstseminar wurde im Rahmen der Selbsthilfe Förderung nach § 20 h SGB V finanziell durch die BARMER gefördert.