Gebärdensprache ?
Brauche ich nicht - oder doch ???
Sicherlich haben sich einige von Ihnen schon einmal mit dem Thema "Gebärdensprache" befasst, vielleicht auch einen Gebärdensprachdolmetscher bei der Arbeit gesehen, zum Beispiel bei den Phoenix-Nachrichten.
Was genau ist Gebärdensprache eigentlich?
Die DGS (Deutsche Gebärdensprache) ist eine rein visuelle Sprache, die hauptsächlich von Gehörlosen benutzt wird. Sie ist eine eigenständige Sprache mit eigener Grammatik, bei der neben den Gebärden Mundbild und Mimik eine wichtige Rolle spielen.
Im Gegensatz dazu steht LBG (Lautsprachbegleitendes Gebärden), das hauptsächlich von Schwerhörigen und Ertaubten benutzt wird, die mit Lautsprache aufgewachsen sind. Hier wid die "normale" Lautsprache mit Gebärden unterstützt.
Gebärden unterteilen sich in sogenannte "natürliche Gebärden", beispielsweise Handlungen oder auch Dinge, die durch eine Gebärde "umschrieben" werden, wie es jeder "Laie" im Ausland tun würde, wenn er die entsprechende Landessprache nicht kennt, und "abstrakte Gebärden", die wie Vokabeln zu lernen sind. Da sich die Gebärdensprache über einen langen Zeitraum entwickelt hat, beruhen einige Gebärden auf Zusammenhängen unserer früheren Geschichte. (So ist beispielsweise die Gebärde für "deutsch" an die früheren Pickelhauben der deutschen Soldaten angelehnt.) Sie muss sich aber auch stetig weiterentwickeln, sobald neue Begriffe (Namen von Politikern, Begriffe aus der digitalen Welt) hinzukommen.
Leider ist Gebärdensprache international nicht einheitlich - und selbst innerhalb Deutschlands gibt es regional unterschiedliche Dialekte, die aber aus dem Kontext heraus überall verstanden werden.
Unterstützt wird die Gebärdensprache durch das Fingeralphabet, das mittlerweile international einheitlich ist. Es wird hauptsächlich eingesetzt bei Namen von Personen, Städten, Straßen usw, Fremdwörtern und Erfragen von unbekannten Vokabeln.
Wozu die Gebärdensprache lernen ?
Vielleicht fragen Sie sich "wozu diese Sprache lernen, wenn mein Gegenüber sie nicht beherrscht?", aber Sie werden erstaunt sein, auf welche "offenen Ohren" Sie bei diesem Thema stoßen - und um wie vieles leichter ein Gespräch - vor allem in lauter Umgebung - dadurch wird!
Mittlerweile sind es nicht nur Hörbehinderte und Gehörlose, die diese Sprache lernen und nutzen, sondern auch "Normalhörende" zeigen Interesse an der Gebärdensprache und schaffen somit eine bessere Kommunikationsmöglichkeit für Hörgeschädigte. Übrigens: nicht nur andere Hörbehinderte oder Gehörlose freuen sich über die Gebärden, auch viele ältere Menschen und ausländische Mitbürger danken es Ihnen und können "gestenreichem Reden" besser folgen.
Für alle, die nun neugierig geworden sind oder bisher keinen Zugang zur Gebärdensprache gefunden haben, gibt es hier eine Kurzübersicht über LBG und DGS:
LBG
- wird in der DHS als Kurs angeboten
- findet man häufig auch im Angebot von Selbsthilfegruppen
- ist für Hörende einfacher zum Einstieg, da sich der Satzbau an die Lautsprache anpasst und die Lehrer meist hören und deshalb auf Fragen lautsprachlich eingehen bzw. lautsprachliche Erklärungen geben können
DGS
- wird häufig an Volkshochschulen oder Gehörlosenzentren angeboten
- ist eine eigenständige Sprache, die von der Grammatik der Lautsprache abweicht
- ist dadurch für Anfänger schwieriger zu lernen bzw. wie eine Fremdsprache
- wird meistens von Gehörlosen unterrichtet, was es für lautsprachlich orientierte Menschen oft schwieriger, aber auch intensiver macht (wie eine Fremdsprache von Muttersprachlern lernen)
Unter dem gleichen Titel finden Sie hier einen Erfahrungsbericht mit der Gebärdensprache aus unserer Mitgliederzeitschrift FORUM.
Unlängst befasste sich ein Spiegel-Artikel mit der Gebärdensprache im Zusammenhang mit einem Hamburger Forschungsprojekt. Hier finden Sie den Spiegel-Artikel "Professor Haartolles Wortgestöber" in einem Online-Archiv.