Die Kommunikationsbrücke von Jochen Müller zeigt auf, welche Tücken in der Kommunikation zwischen hörbehinderten und normalhörenden Menschen liegen, und mit welchen Strategieen sich die Kommunikation verbessern lässt.
Wir Menschen kommunizieren, ständig. Mal kommt es gut an, mal weniger. Besonders störanfällig ist die Kommunikation zwischen schwerhörigen und normalhörenden Menschen. Das liegt daran, dass der Hörende wie immer die Lautsprache verwendet, aber auf einen Empfänger trifft, der nicht alles verstehen kann. Dieser will vielleicht nicht ständig nachfragen, und jener wundert sich über Stirnrunzeln und fragende Blicke.
Bisweilen tut sich ein wahrer Graben auf... Wie lässt sich dieser überbrücken?
Jochen Müller, ehemaliger Sozialpädagoge in der Rehaklinik Bad Grönenbach, hat dazu das Konzept einer Kommunikationsbrücke entworfen, die von beiden Seiten gebaut wird. Sie ist unter anderem auf seiner Homepage www.kommunikationsbrücke.de dargestellt. Wir haben von ihm die freundliche Genehmigung, die Kommunikationsbrücke hier zu skizzieren und dabei die folgenden Grafiken zu verwenden.
Leider geht der Link derzeit ins Leere, weil die Domain zwar existiert, aber ohne Inhalt ist.
So könnte die "bröckelnde" Kommunikation zwischen gut hörenden und hörbehinderten Menschen aussehen: Störgeräusche, nachlassendes Verstehen, Verstecktaktik auf seiten des Schwerhörigen, dazu die Unwissenheit des "normalhörenden" Gesprächspartners in Kombination mit schlechtem Mundbild und leisem Sprechen.
Eine echte Kommunikation erscheint nahezu unmöglich, die Kluft beinahe unüberwindlich...
So könnte unsere Reaktion als hörbehinderte Menschen aussehen: wir versuchen eine "Scheinkommunikation" aufrechtzuerhalten, d.h. wir füllen den Graben des Nicht-Verstehens mit verschiedenen Strategien, die das verstecken sollen.
Beispiele für Scheinkommunikation: das Thema plötzlich wechseln, das Gespräch an sich reißen, so tun, als ob wir alles verstehn, Mitlachen trotz Nichtverstehens, versuchen, unbeteiligt zu erscheinen. Wir verstecken also die Schwerhörigkeit hinter diversen "Ausweichmanövern".
Letztlich führt diese Strategie aber zum Stress für uns und zu Unverständnis für den gut hörenden Gesprächspartner.
Wie könnte die "funktionierende" Kommunikation aussehen? Es gehört dazu, das Nicht-Verstehen offen anzusprechen und über die Schwerhörigkeit aufzuklären, aber auch der gute Einsatz technischer Hilfsmittel und die Aufgabe, ideale optische und akustische Bedingungen zu schaffen.
Die Kommunikationsbrücke wird von beiden Seiten gebaut - von beiden Kommunikationspartnern. Viele neue Bausteine führen dann trotz Hörbehinderung zu einer - einigermaßen - erfolgreichen Kommunikation und helfen, soziale Isolation, Frust und daraus resultierende Einsamkeit zu vermeiden.
Diese Hör- und Kommunikationsstrategien können Sie auch in unserem - gemeinsam mit der Deutschen Tinnitusliga angebotenen - Seminar "Hör- und Kommunikationstaktik" erlernen.