Von Christine Schiffer

Das diesjährige SPRECHERSEMINAR "Gelingende Gespräche führen II" baute auf dem aus 2016 auf.

Die notwendige Teilnehmerzahl konnte erreicht werden. Der Vorstand der DHS und alle an der Ausrichtung Beteiligten würden sich eine höhere Anmeldung und Teilnahme beim Runden Tisch / SPRECHERSEMINAR wünschen. So konnten wir in kleiner, feiner und ausgesuchter Runde inklusive neuer Gesichter das Seminar starten.

Ilse, unsere Seminarleiterin, begrüßte uns eingangs mit dem Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach:
„Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft“.

Vor-Erfahrungen

Als Voreinstimmung und mit Rücksicht auf die „Neuen“ haben wir das „Erstseminar“ kurz Revue passieren lassen. Zur Erinnerung: Es ging um „Aktives Zuhören“. Woran erinnerten wir uns, was hatte die/der ein oder andere selber schon in seinem Umfeld umgesetzt und mit welchem Erfolg.

Aus den Erfahrungsberichten kam die Bestätigung, dass die „Ich-Botschaften“ sehr gut beim Gesprächspartner (allgemein) ankommen. Gekoppelt mit der Information, was gefühlsmäßig „bei mir“ passiert. Ein wichtiger Schritt zum „Nicht: Du bist schuld“, sondern auf Übereinstimmung bedacht, was kann besser laufen, was kann ich dazu beitragen. Und dazu gehört nun einmal: Kein Angriff auf die andere Person. Nicht immer einfach – jedoch macht auch hier Übung den Meister.

Das Handwerkszeug zum aktiven Zuhören haben wir kurz erarbeitet. Über Bestätigungslaute, wie „hm, ja, ach so“…, bleiben wir für unseren Gesprächspartner beim Gehörten. Unsere Gesichtsmimik ist passend (z. B. bei traurigen Erzählungen nicht lächeln). Wir halten Augenkontakt und signalisieren: „Ich bin bei dir.“ Auch die Körpersprache signalisiert: „Ich höre dir zu“.

Wie wichtig es ist, bei einem guten Gespräch den Partner ausreden zu lassen, kann jeder für sich nachvollziehen.

Aber nicht nur das aktive Zuhören, auch das Spiegeln des Gehörten ist so wichtig.

Emotionen

Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass unsere „Ratio“ nur 10 % unseres Erlebens ausmacht und die restlichen 90 % Emotionen sind – Ängste, Freude, Liebe, Hass, Begierde… - dann kann man sich schon vorstellen, was im Innern immer wieder brodelt, wenn ein Gespräch nicht wertschätzend verläuft.

Auch ein Abtun, als „Nicht so wichtig“ oder „Das geht vorbei“ – ist nicht hilfreich für jemanden, der unsere Hilfe sucht, oder wo wir Hilfe suchen. Die Antwort ist eben die 10 %-Ratio und hat mit Empathie, mit aktivem Zuhören nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Auch, um uns auf unsere Individualität aufmerksam zu machen, dass ein Jeder anders ist, veranstaltete Inge einen Drink-Mix-Wettbewerb. Es standen diverse Säfte und auch etwas Sekt zur Verfügung. Inge beschriftete jede Flasche mit bestimmten „Eigenschaften“ und dann durfte jeder seinen Drink für „Aktives-Hören“ gestalten. Ihr wisst sicher schon, was rauskam. Jedes Getränk war anders. Es geht auch jeder anderes mit aktivem Zuhören um bzw anders in aktives Zuhören rein. Alleine das ist schon interessant gewesen. Ebenso die Kommentare, die teilweise bei der Getränkezusammenstellung gegeben wurden.

Selbstliebe

Ilse stellte uns auch die schwere Frage: Was ist Selbstliebe? Damit hatten einige Seminarteilnehmer erhebliche Schwierigkeiten, weil Selbstliebe mit Egoismus verwechselt wurde. Die Diskussion war heftig und von Erfolg gekrönt. Hier einige Antworten aus der Gruppe zu Selbstliebe, vielleicht findet sich der ein oder andere dort wieder.

Doch was ist so wichtig, beim aktiven Zuhören, bei der personenkonzentrierten Kommunikation?

Neben Theorie gab es natürlich auch Arbeiten in Kleingruppen, Demogespräche, die wir machen durften, um das Gehörte und Gelernte zu vertiefen.

Übungen

Der Spaß kam nicht zu kurz und nach dem „Spiegeln im Park“ merkten viele ihre doch so selten beanspruchten Lachmuskeln.

Spiegeln im Park? Was ist das – mag sich so mancher fragen. Ja, das erkläre ich dann mal.

Es ist ein Partnerspiel: Immer zwei stehen sich gegenüber. Einer macht was vor. Der andere macht nach. Bücken, Strecken, Augen verdrehen, Grinsen, Zunge rausstrecken, in die Luft gucken, im Kreis drehen… was einem so einfällt. Dann werden die Rollen gewechselt. Macht es mal. Ich denke, keiner bleibt von Lachanfällen befreit. Und das Lachen selber befreit auch wieder. Ich fand die Übung absolut spitze.

Zum Thema Selbstliebe hatten wir dann den Text von Charlie Chaplin zu seinem 70. Geburtstag, den wir in Kleingruppen diskutierten und anschließend auch in der Gesamtgruppe besprachen. Wir kamen dahin, dass wir uns vorstellen können, dass die in der Rede genannten Eigenschaften zur Selbstliebe auf jeden Fall erstrebenswert sind. So was wie ein anzustrebendes „Karma“. Mal wird das ein oder andere besser geschafft, mal ist es ein reines Chaos. „Der Weg ist das Ziel“ – sagte jemand und ich denke, das kann hinhauen.

Auch machten wir noch eine abwechselnde Paarübung. Einer saß und der Andere stand hinter dem Stuhl. Der Sitzende sollte seine Augen schließen und der Partner hielt dann die Hände - ohne zu berühren – in Nähe der Ohren, den Schultern oder über dem Kopf. Jeder berichtete über seine gerade gemachte Erfahrung. Wärme wurde gespürt, Nähe, Sympathie. Alles ohne Worte nur durch „Dasein“.

In der Abschlussrunde waren alle von dem, was sie in diesem Seminar erfahren durften begeistert. Ein Umsetzen im normalen Leben, in der Gruppe ist für alle vorstellbar und wird zuhause auch geübt werden.

Es war mal wieder ein Seminar, das so hilfreich sein kann, in vielen unterschiedlichen Situationen. Ein Seminar, welches ich als Hörgeschädigte trotz meiner wunderbaren zwei CIs in der Normal-Hörenden-Welt so nie erleben werde.
Vielen, vielen Dank, dass ich wieder dabei sein durfte.


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